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Mit Schülern des Bischof-Sproll-Bildungszentrums diskutierte der Filmemacher nach der Vorführung

Mit der Kampagne #WeRemember des World Jewish Congress soll die Erinnerung an den Holocaust wachgehalten werden. „Aus der Vergangenheit lernen. Die Zukunft schützen“ ist die Aktion überschrieben, die auch die Vertreter der Fraktionen im Biberacher Gemeinderat zusammen mit der Verwaltungsspitze unterstützen. Sie trafen sich zu einem gemeinsamen Foto, das in den Social-Media-Kanälen der Kampagne zu sehen sein soll. Auch die Mitglieder des Biberacher Jugendparlaments beteiligten sich mit einem eigenen Foto daran.

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Oberbürgermeister Norbert Zeidler unterstreicht die Bedeutung des Gedenkens: „Der Nationalsozialismus hat unsägliches Leid über Millionen von Menschen gebracht. Wir Nachgeborene tragen die Verantwortung, die Erinnerung an dieses Unrecht wachzuhalten und wachsam gegenüber jeder Form von Hass, Gewalt und Extremismus zu bleiben, die unsere Demokratie gefährden.“

Unter diesem Leitgedanken standen auch mehrere Vorführungen des Dokumentarfilms „Wiedersehen mit Brundibar“ von Regisseur Douglas Wolfsperger im Biberacher Cineplex-Kino. 120 Schülerinnen und Schüler des Carl-Laemmle-Gymnasiums Laupheim sowie rund 190 Schülerinnen und Schüler des Bischof-Sproll-Bildungszentrums (Realschule, Werkrealschule und Gymnasium) sahen den Film in Extravorstellungen und diskutierten anschließend mit dem Regisseur. Außerdem gab es eine weitere öffentliche Vorführung.

„Wiedersehen mit Brundibar“ stammt aus dem Jahr 2014, als Wolfsperger eine Jugendtheatergruppe der Berliner Schaubühne mit der Kamera begleitete, wie sie die Kinderoper „Brundibár“ einstudiert. Das etwa 30-minütige Werk war 1944 von Kindern aufgeführt worden, die Insassen im Konzentrationslager Theresienstadt waren. Sie spielten das Stück für die anderen Deportierten mehr als 50 Mal. Eine der Aufführungen ist in Ausschnitten auch in einem nur noch fragmentarisch vorhandenen NS-Propagandafilm enthalten. Dessen manipulative Botschaft sollte sein, dass es den Juden in den Konzentrationslagern mit Theater, Sport und Freizeitvergnügen doch eigentlich richtig gut geht.

Die Wahrheit ist, dass die meisten der Kinder, die man im NS-Film noch fröhlich singen sieht, nach dem Ende der Dreharbeiten nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden. Auch Douglas Wolfsperger hat das Schicksal dieser Kinder und die Geschichte von „Brundibár“ nicht mehr losgelassen, als er 2007 davon erfuhr, wie er den Schülern im Kino erzählt. Und als er mitbekam, dass mit Greta Klingsberg noch eines der damaligen Kinder als 85-jährige Zeitzeugin in Israel lebte, setzte er alles daran, daraus einen Dokumentarfilm zu machen.

Dieser begleitet die Berliner Theatergruppe, und dort besonders die Teenager Annika und Ikra-Fatma, wie sie die Kinderoper einstudieren, von dem vermeintlich langweiligen Stück zunächst nichts wissen wollen und schließlich erschrecken, als sie die Geschichte dahinter erfahren. Auch sie sehen die Ausschnitte des NS-Propagandafilms auf ihren Smartphones und sind betroffen.

Gemeinsame Fahrt nach Theresienstadt

Seine besondere Tiefe gewinnt Wolfspergers Film dadurch, dass er es schafft, Greta Klingsberg mit dem jungen Berliner Theaterensemble zusammenzubringen. Zusammen fahren sie nach Theresienstadt und besuchen dort die KZ-Gedenkstätte. Als Greta Klingsberg im Vieraugengespräch mit Ikra-Fatma von ihrer jüngeren Schwester erzählt, die mit ihr zusammen nach Auschwitz deportiert wurde, hat der Film einen seiner stärksten Momente. Während das KZ-Personal Greta auf die Seite der Frauen einsortierte, die zum Arbeiten geschickt wurden, wurde ihre Schwester auf jener Seite der Deportierten einsortiert, die anschließend ermordet wurden. In dieser Szene stehen nicht nur der Jugendlichen aus Berlin die Tränen in den Augen.

Wolfspergers Film, der 2014 bei den Biberacher Filmfestspielen den Preis für die beste Dokumentation erhielt, endet mit einer Botschaft der Versöhnung. Greta Klingsberg freundet sich mit den Berliner Jugendlichen an, besucht die Premiere ihrer Brundibar-Aufführung und am Ende des Films besuchen Annika und Ikra-Fatma sie in Jerusalem.

Greta Klingsberg ist 2022 verstorben. „Im Nachhinein bin ich froh, dass ich ihr Leben auf diese Weise dokumentieren konnte“, sagt Douglas Wolfsperger im Filmgespräch mit den Schülern des Bischof-Sproll-Bildungszentrums. Sie haben sich im Vorfeld der Filmvorführung mit dem Thema Holocaust und auch mit dem Inhalt von Wolfspergers Dokumentation befasst. Daneben wollen sie von ihm auch viel über die technische Seite des Filmemachens wissen.

Schüler sind vom Film beeindruckt

Zehntklässler Marc Gerster von der BSBZ-Realschule zeigt sich im Gespräch mit Wolfsperger nach dem Film beeindruckt davon, wie es der Regisseur geschafft hat, eine Botschaft zu vermitteln, ohne dass er dazu schlimme Bilder aus den KZs zeigen musste. Der Film zeige außerdem, wie der Blick auf eine dunkle Zeit der deutschen Geschichte alte und junge Menschen verbinden könne.

Wolfspergers Dokumentation sei sehr tiefgründig und eröffne einen anderen Blick auf die NS-Zeit als im Geschichtsunterricht in der Schule, meint Max Löffler, ebenfalls Zehntklässler in der BSBZ-Realschule. „Man kommt da ins Nachdenken.“ Zusammen mit ihrer Lehrerin Daniela Schüssler hatte sich die 10b auf den Kinobesuch vorbereitet.

Eingefädelt hatte die Vorführungen Hanno Wulz, früherer Rektor des Wieland-Gymnasiums und früheres Mitglied im Vorstand der Biberacher Filmfestspiele. Gefördert wurde die Aktion durch die Friedrich-Ebert-Stiftung.

Quelle:
https://www.schwaebische.de/regional/biberach/biberach/social-media-aktion-und-ein-film-zum-holocaust-gedenktag-3264310

Fotos SZ, 24.01.2025: Gerd Mägerle/Joachim Gern

 

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