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Woher kommen eigentlich die Redewendungen „steinreich sein“ oder „lügen, dass sich die Balken biegen“?

In einer faszinierenden Reise in die Vergangenheit der Stadt Biberach an der Riß, konnten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7b des Gymnasiums am vorletzten Schultag diesen Fragen bei einer Stadtführung auf den Grund gehen.

Zu Beginn zeigte und erläuterte der Stadtführer Herr Remke der Klasse den Spital, der 1239 im Rahmen der Kreuzzüge gegründet wurde und ab 1370 nicht nur eine wichtige Einrichtung für die Versorgung Bedürftiger, sondern auch eine bedeutende Einnahmequelle für die Freie Reichsstadt Biberach darstellte.

Die Klasse erfuhr, dass der Spital in seiner Blütezeit täglich 560 Bürger versorgte, 120 Männer in der Siechenstube pflegte, 180 Waisenkinder betreute und 180 Kranke behandelte - beeindruckende Zahlen für eine Stadt, die im Mittelalter nur etwa 3000 Einwohner zählte. Der Stadtbach hinter dem Spital sorgte für fließendes Wasser, ein seltener Luxus in einer Zeit, in der Badetage bestenfalls alle zwei Wochen stattfanden.

Beim Großen Stadtbrand von 1516, der 110 Häuser zerstörte, blieb der Spital verschont. Das noch heute sichtbare Kreuzrippengewölbe der Spitalkirche, das auch die 7 Säulen der Barmherzigkeit bildnerisch darstellt, zeugt von dieser Zeit. Mit der damals üblichen Ablasszahlung "dem Spittel ein Drittel", sicherten die Bürger der Stadt den Wohlstand des Spitals.

Nach einem kurzen Abstecher zum Viehmarkt und dem Komödienhaus, wo der Stadtführer den Schülerinnen und Schülern die Bedeutung von Christoph Martin Wieland näherbrachte, führte uns der Stadtrundgang weiter zum Alten Rathaus, einem beeindruckenden Beispiel mittelalterlicher Baukunst mit seiner charakteristischen Holzkonstruktion. Die durch das schwache Fundament hervorgerufene Wölbung der Holzbalken des Hauses wurde ursprünglich damit begründet, dass die Ratsherren, die hier regelmäßig tagten, so viele Lügen erzählten, „dass sich die Balken bogen.“ Das „steinreiche“ Biberach konnte sich neben dem Alten Rathaus aus Holz auch bald das neue Rathaus leisten, das sie aus dem deutlich teureren Baumaterial Stein anfertigen ließen.

In der imposanten Stadtpfarrkirche erlebten die Schüler die wechselvolle religiöse Geschichte Biberachs. Der prunkvolle katholische Chor steht im Kontrast zum schlichteren evangelischen Langschiff - ein sichtbares Zeichen des Simultaneums, das nach dem Bildersturm von 1531 eingeführt wurde.

Am Marktplatz konnte die Klasse die deutlichen Unterschiede der Häuserzeilen der umliegenden Häuser und dem sich daraus ableitende Wohlstand der ehemaligen Patrizier und Handwerksfamilien erkennen.  Natürlich durfte auch ein kurzer Zwischenstopp beim berühmt-berüchtigten Esel nicht fehlen.

Das Highlight der Stadtführung war schließlich die Besteigung des Weißen Turms, eines ehemaligen Gefängnisses, wo die Schülerinnen und Schülern - wenn auch schon gut bekannt - gebannt den Geschichten rund um die Räuberbande des Schwarz Veri lauschten.

Mit einem sagenhaften Ausblick über die Dächer Biberachs endete schließlich der lehrreiche Stadtrundgang, der den Schülerinnen und Schülern ein lebendiges Bild des mittelalterlichen Biberachs und seiner Entwicklung bis in die Neuzeit darbot und viel Spaß bereitete.

 

Text & Fotos: Sigrid Ebel

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